Los geht´s in Hanoi – Die Flucht vor dem Wirbelsturm Kai-tak
Am Hauptbahnhof in Hanoi ging es los, da dies ein perfekter Treffpunkt war. Das Wetter sollte sich heute ändern, der Taifun „Kai-Tak“ sollte heute Hanoi erreichen und so wollten wir dem Wirbelsturm zuvorkommen und machten uns Richtung Westen auf.
Die ersten Kilometer raus aus Hanoi mussten wir uns noch mit vielen LKWs und Autos teilen, aber die Straßen waren recht gut ausgebaut. Vom Taifun bemerkten wir glücklicher Weise noch nicht viel, scheinbar war er etwas langsamer als vorhergesagt.
Albane wollte keine Hauptstraßen fahren, da sie Erstens den Verkehr umgehen wollte und als Zweites mehr von Land und Leuten sehen wollte. So reise ich auch am liebsten. Der kleine Nachteil ist dann jedoch, dass die Straßen keine richtigen Straßen mehr sind, sondern eher Schlaglochpisten und mit wenig Glück auch noch asphaltiert. Gegen dem späten Nachmittag holte uns dann der Regen jedoch ein. Eine Leidenschaft zum Motorradfahren hatte ich noch nie. Mit 16 als Sozius einen Unfall und seitdem hege ich keine große Begeisterung für diese Art des Fortbewegen. Auch würde ich mich eher als Schönwetterfahrer bezeichnen und nun – Regen! Die Straße wird rutschig, kein Vertrauen in meine alte Maschine und der Abend bricht ein. Albane merkte auch, dass wir an diesen Abend nicht mehr weit kommen würden.
Ab ins Reisfeld
In Vietnam gibt es auf dem Land ab 19 Uhr nicht mehr viel zu Essen, so steuerten wir eine Garküche an und stärkten uns erst mal mit einer leckeren Suppe. Der Regen lies nach und so wollten wir uns in das nächste Guesthouse einquartieren.
Von der Straße bog plötzlich ein Feldweg ab und Albane meinte, dass dort eine Unterkunft wäre, zu mindestens das Schild „nhà tro“ war ersichtlich. Wir bogen ab und ich konnte mir aussuchen, ob ich links oder rechts in der tiefen Furche des ausgefahren Feldweges fahren wollte. Die Furche bestand nur noch aus Wasser und Schlamm, links und rechts neben dem Feldweg begangen die Reisefelder, die ca. ein Meter tiefer lagen.
Plötzlich ging alles recht schnell, Kupplung drücken, statt Gas nachzulassen wohl eher Gas gegeben, vor schreck die Kupplung etwas kommen lassen, der Lenker war nicht mehr zu kontrollieren und das Hinterrad trieb mich durch den Schlamm bis der Motor vom Reisfeld ersoffen wurde. Scheiße, kein Tag gefahren und schon ist die Motorradtour am Ende schoss mir durch den Kopf. Wie hab ich nur geschafft, dass das Motorrad noch stand und ich nicht it der schweren Maschine im Reisfeld nicht umgefallen bin? Ein Glück, dadurch waren meine Rucksäcke trocken geblieben. Allerdings nutzten mir meine wasserdichten Halbschuhe nichts mehr, denn 50cm unter Wasser liefen die komplett voll.
Albane merkte erst gar nicht, dass ich nicht mehr auf dem Feldweg war und meine Rufe hörte sie nicht mehr. So stand ich einige Minuten im Reisfeld, hielt krampfhaft das Motorrad und wartete. Albane erreichte den Ende des Feldweges und bemerkte meine tollkühne Fahrtechnik und lachte erstmal, bevor sie Hilfe von der Unterkunft holte.
Viel ist nicht los an diesem Platz der Erde und so war ich die lustige Abendunterhaltung. Die Maschine ist richtig schwer, denn zu Fünft brachten wir sie erst wieder auf den Feldweg raus, aber jeder Versuch sie wieder in Gang zusetzen war vergebens. So schoben wir sie zum Guesthouse um erstmal eine Dusche zu nehmen.
Das Motorradwunder
Die Sonne lachte morgens durch das Fenster und nach dem Kaffee ging ich mir das Malheur bei Tageslicht anzusehen. Sauber war die Maschine schon, der Reinigungsservice wurde ohne zu fragen schon von den netten Vietnamesen übernommen. Ich steckte den Schlüssel rein, drehte um und – Nichts! Ok, so hab ich mir das gedacht. Das Gute an so einer alten Maschine ist aber, dass sie einen Kick-Start hat. So trat ich dann zehn Minuten darauf rum und gab immer schön kräftig Gas. Ein Vietnamese gab mir dann zu verstehen, dass das nichts wird und ich die Maschine jetzt noch zusätzlich mit Sprit abgesoffen habe. Somit wurde nur noch der Kick-Start getreten was das Zeug hielt und nach 5 Minuten sprang meine „alte Lady“ wieder an. Nun wurde das Gas aufgedreht, der Motor heulte auf und wurde mit Benzin gefüllt und aus dem Auspuff kamen noch locker 3 Liter Wasser raus – Sie lebt!!!
Getraut hatte ich bis hier hin meiner „alten Lady“ nicht und das sollte jetzt nicht besser werden. Wir bedankten uns bei der Familie für ihre Hilfe und fuhren los. Keine 40 Kilometern später schlingerte meine Maschine und ich konnte bei Tempo 60 gerade noch so halten bis ich sie zum stehen brachte. Nach einem skeptischen Blick stellte ich fest – mein erster Platten! Zum Glück passierte das Ganze runde 500 Meter vor einem kleinem Ort, so dass ich nicht weit zu schieben hatte, bis eine Mechaniker gefunden wurde. Der hintere Reifen war schnell geflickt.
So langsam merkten wir, dass wir mit unserer ungeplanten Route ziemlich Glück hatten. Abgedeckte Häuser zeugten von dem Wirbelsturm. In Hanoi und der Umgebung gab es sogar 27 Tote zu beklagen. Die Pfützen wurden größer und an manchen Stellen war die Straße von Erdrutschen bedeckt. Manche Straßen wurden zum See und das durchqueren der Fluten eine Herausforderung.
Das Fahren machte bei dieser Witterung nicht soviel Spaß, da unter den Pfützen immer ein riesiges Schlagloch sein kann und ein Stürz möglichst vermieden werden sollte! Ein billiger Regenponcho brachte nur bedingt Linderung gegen den Regen und zum guter Letzt machte meine „Alte Lady“ zicken. Nach dem beim bremsen vorne mein Rad völlig blockierte, war ich froh, als wir am späten Nachmittag in der kleinen Stadt M?c Châu ankamen. Eine Unterkunft war schnell gefunden und ein paar Meter weiter gab es auch wieder eine kleine Werkstatt.
Schnell machten die zwei Mechaniker sich an die Arbeit. Das Vorderrad wurde ausgebaut und die Trommelbremse zerlegt. Ich befürchtet schon Schlimmes, aber mit etwas Schmirgelpapier reinigten sie die Bremse von innen und bauten alles zusammen. Eine kurze Probefahrt und meine „Alte Lady“ schnurrte und vor allem bremste wieder.
Eintauchen bei Vietnamesen
Weiter ging es auf kleinen Straßen, die immer schlechter wurden. Dafür wurde die Landschaft proportional zu den Straßenverhältnissen immer besser. Nach guten acht Monaten auf reisen komme ich gar nicht mehr mit, mit dem Aufsaugen des Grüns und der wechselnden Landschaft. Da ich ja erst vor ein paar Tagen mit dem Motorradfahren anfing, waren meine Fahrkünste nicht besonders und ich merkte, dass dies Kraft kostet. Physisch und psychisch strengten mich die täglichen acht bis zehn Stunden fahrt an, allerdings merkte ich dies erst Abends, wenn ich todmüde einschlief.
Am Ende des dritten Tages erreichten wir kurz vor der Dunkelheit ein kleines Dorf. Das Schild „Nhà Tr?“ an der Lehmstraße wies uns auf eine Unterkunft hin. Albane sollte nach sehen, ob der Preis stimmt und es einigermaßen sauber war. Ich wartet bei den Motorrädern, damit wir die Rucksäcke nicht abschnallen mussten. Ernüchtern kam sie zurück und meinte nur, dass es wie im Schweinestall sticken würde und sie sich mal umschauen wollte. Nach fünf Minuten kam sie zurück und meinte wir haben ein Bett und das noch kostenlos. Der junge Lehrer vom Dorf lud uns ein bei ihm zu wohnen. Seine Frau kümmerte sich um das Kind und er schwingte schon die Kochlöffel als wir ein riesiges Doppelbett bezogen. Nach einer kurzen Dusche fanden wir uns zusammen auf dem Boden der Küche wieder, zum Abendessen. Erst dachte ich, dass die Unterhaltung lustig wird, aber er war Englischlehrer und somit glücklich mit uns Smalltalk zu führen. Seine Frau sprach auch englisch und somit war es ein schöner Abend. Dann war er noch glücklich, dass wohl mal ein Mann mit im Hause war, da er somit mit mir ein paar Bierchen trinken konnte. Dann kam noch der Bienenschnaps dazu und die Glückseligkeit in seinem Gesicht war deutlich zu sehen.
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