Der Diktator Josef Stalin wurde am 18. Dezember 1878 geboren, seine Geburtsstadt Gori lag damals im russischen Kaiserreich und im heutigen Georgien. Bei meinen Reisen durch Georgien hatte ich immer das Gefühl, dass die Georgier mit den Russen keine gute Verbindung haben, der Konflikt um Abchasien und Südossetien schwelt bereits seit Jahren. Hier in der Kleinstadt Gori ticken jedoch Uhren in Sachen „Josef Stalin“ anders. Mir kam es vor, als ob die Stadt mit seinen Einwohnern kein Problem mit ihrem Diktator haben, oder ich täusche mich und das Engagement zu ihrem bekannten Bürger der Stadt beruht nur auf dem Finanziellen.
Besuch des Josef-Stalin-Museum in Gori
Gori ist eine georgische Stadt mit rund 45.000 Einwohnern und die größte Touristenattraktion ist das Josef-Stalin-Museum. Als im Jahre 1878 dort der sowjetische Diktator Iosif Dschugaschwili [der offizielle Familienname Stalins] geboren wurde, dachte wohl keiner daran, dass die Stadt Gori irgendwann einmal über Provinzgrenzen bekannt werden sollte. 50 Jahre später kannte den Sohn Goris die ganze Welt unter seinem Parteipseudonym Stalin.
Das Josef-Stalin-Museum in Gori existiert mit ein paar Unterbrechung seit 1957. Im Museum werden weit über 50.000 Exponate des Diktators ausgestellt. Von seiner Teetasse über das Sofa auf dem er sich ausruhte bis hin zum Pelzmantel und Stiefel. Unter den Ausstellungsstücken befinden sich auch viele Geschenke von anderen Staaten, die Stalin während seiner Herrschaft bekam. Es werden offiziell Führungen in Russisch, Englisch, Französisch und Deutsch angeboten, als ich dort war, wurden nur Führungen in Russisch und Georgisch angeboten. Ich dachte erst, dass es einen Audioguide in Englisch, Französisch und Deutsch gibt, jedoch habe ich dieses Angebot an der Kasse nicht gesehen.
Die Verherrlichung eines Diktators – Personenkult Stalin
Das Geschäft mit dem Diktator brummt und die Verherrlichung Stalins ist allgegenwärtig. Das Museum ist ein zweistöckiges Gebäude mit einem Turm, das vom georgischen Architekten Archil Kurdiani errichtet wurde. Das Gebäude wurde pompös mit Eclar-Stein verkleidet, die beeindruckenden Säulen wurden mit Ornamenten verzierten und die mit rotem Marmor verkleidete Vorhalle vollendet die Verherrlichung Stalins. In der Ausstellung wird Stalin nur als großer Führer dargestellt, typische kommunistische und sozialistische Symbole, Bilder und Möbeln säumen die sechs Räume. Für mich wirkt dies wie eine Zeitreise in eine vergangene Epoche, die ich so nicht erleben möchte.
Die Themen der Ausstellungsräume des Salin Museums
Folgenden Themen werden in den Räumen behandelt, nur der siebte Raum ist ein Witz, aber zu dem komme ich später.
- Raum 1: Hier werden Exponate ausgestellt, die von Stalins Aktivitäten vor und während der Revolution erzählen
- Raum 2: Hier wird die sowjetische Geschichte von 1925 bis 1939, als Stalin die Partei führte und für die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung des Landes kämpfte
- Raum 3: Im dritten Saal werden dokumentarische Fotos aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs ausgestellt
- Raum 4: Die Verherrlichung eines Diktators wird hier extrem deutlich, denn es gibt nur ein Exponat! Ausgestellt wird die sechste Kopie von Stalins Totenmaske, diese wurde zwischen Marmorsäulen platziert und der Raum ganz in rot-schwarz gehalten wirkt auf mich sehr bizarr
- Raum 5: Im vorletzten Raum werden Geschenke an Stalin ausgestellt
- Raum 6: Der letzte Raum ist Stalins Arbeitszimmer, in dem er von 1918 bis 1922 arbeitete und einige persönliche Exponate von ihm
Die Aufarbeitung des Massenmörders Stalin fehlt
Fehlanzeige! Die Aufarbeitung des Massenmörders Stalin fehlt hier im Museum. Es gibt im Erdgeschoss, versteckt unter der pompösen Treppe einen Raum, der das Thema anschneiden soll. Mir kommt es so vor, als ob dieser Raum sich verstecken soll. Hier hängen einige Fotos sehr lieblos an der Wand, die wahrscheinlich noch sehr human ausgewählt wurden.In einer Ecke steht ein riesiger Schreibtisch, ich muss nach meinem Besuch googlen, warum hier ein Schreibtisch ausgestellt wird. Während des stalinistischen Terrors der 1930er Jahren, saß an solchen Schreibtischen die sogenannten Troikas [Gerichtstroikas]. Diese Kommission von drei Personen durften die Strafen gegen verhaftete Personen verhängen ohne eine Beteiligung eines Gerichts. Solche Troikas verurteilten Millionen Menschen zur Verbannung, Internierung und Erschießung.
Die Beschriftungen sind klein, wenn überhaupt und nur in georgisch beschriftet. Ich empfand diesen Raum ehrentwürdigend gegenüber den 10. Millionen Opfern von Stalins Gewaltherrschaft.
in Gori
Im Jahre 2019, also bevor die COVID Pandemie das Reisen unmöglich machte, haben 176.000 Menschen das Stalin Museum in Gori besucht. Damals kamen 85% der Besucher aus dem Ausland und die meisten kamen aus Russland, Polen, Israel und Kasachstan. Während meinem Besuch würde ich sagen, dass hier 98% aus Russland kamen, dann war eine deutsche Reisegruppe und ich Vorort und das letzte Prozent kam aus dem Rest der Welt. Die Russen waren dann nach dem Museumsbesuch sehr bedacht sich im Souvenir-Shop mit Stalin-Nippes einzudecken. Ich denke, dass das auch nur Russen dort kaufen werden, oder hast du eine Stalin-Büste in deinem Wohnzimmer stehen?
Die Eisenbahnwaggons des Diktators Josef Stalin
Links neben dem Museum steht seit 1985 Stalins persönlicher und kugelsicherer Eisenbahnwaggon. Seit 1941 nutzte Stalin den grünen Pullman-Waggon, der speziell gegen Attentate verkleidet wurde. Der Eisenbahnwaggon wiegt 83 Tonnen und Stalin fuhr damit unter anderem zu den Konferenzen von Jalta und Teheran. Er reiste bis zu seinem Tod in diesem Waggon, der mit Holz ausgekleidet wurde. Du kannst nach dem Besuch des Museums mit deiner Eintrittskarte auch durch den Waggon selbst laufen und dir die Abteile für seinen Stab, die Küche, das Bad inklusive Wanne und den Konferenzraum ansehen.
Das Geburtshaus Stalins steht im Park
Vor dem Museum gibt es einen ganz schönen Park und hier sticht förmlich eine Art Tempel heraus, unter dem das Geburtshaus des kleinen Josef Dschugaschwili, alias Stalin, steht. Das Geburtshaus Stalins stand natürlich nicht an dieser Stelle, sondern wurde im Jahre 1937 hier her verlegt. Zum Schutz wurde später für das einfache Backstein- und Lehmgebäude eine tempelähnliche Überdachung drüber gebaut. Die Dschugaschwili´s hatten hier ein Zimmer gemietet und der Vater hatte noch einen Kellerraum, in dem er Schuhe herstellte. In dem Zimmer lebte die Familie von Stalins und es sind ein paar Gegenstände der Familie ausgestellt.
An der Decke des Tempels fiel mir jedoch ein riesiger sowjetischer Stern auf, dieser kam mir eher vor wie das sowjetische Äquivalent des Sterns von Bethlehem! Somit begann die Stalin-Verehrung bereits hier.
Lohnt sich der Besuch des Stalin Museums
Das ist die Frage der Fragen! Lohnt sich der Besuch des Stalin Museums? Mir gefiel die Aufmachung und vor allem die Verherrlichung Stalins nicht, gerade weil ich in Georgien bin. Die Stadt Gori lebt von diesem Museum, denn nur die paar Übernachtungsgäste für die Höhlenstadt Uplisziche wird nicht viel Geld in die Stadtkasse bringen. Mich hat das Stalin Museum interessiert und ich wollte es mir ansehen, da es auf meiner Reiseroute nach Kutaisi lag. Ich habe mir von der Verherrlichung eines Diktators selbst ein Bild gemacht und merke nach meinem Besuch, wie solch ein Museum die Wirklichkeit der Geschichte nicht wiedergibt. Vielleicht liegt genau darin das Gute an dem Museum, denn nach dem Museumsbesuch habe ich noch lange darüber nachgedacht.
Öffnungszeiten und Eintritt des Stalin-Museums in Gori
- Erwachsener: 15 GEL [€ 5,29 | Stand 2023]
- Studenten: 10 GEL [€ 3,51 | Stand 2023]
- Schulkinder: 1 GEL [€ 0,35 | Stand 2023]
- Kinder unter 6 Jahren: kostenlos
Öffnungszeiten Stalin-Museum
- 01. April bis 30.Oktober: 10.00 Uhr bis 18.00 Uhr
- 01. November bis 30. März: 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr
Anreise nach Gori
Die günstigste Möglichkeit in Georgien von A nach B zu kommen ist ein Marshrutka [Minivan/Sammeltaxi]. Von Tiflis aus starten Marshrutka vom Busbahnhof Didube und benötigen eineinhalb bis zwei Stunden. In Kutaisi startest du vom Busbahnhof Sheikhpura und solltest mit zweieinhalb bis drei Stunden für die Fahrt rechnen.
Tipp: Bitten den Fahrer dich direkt am Stalin-Museum auszusteigen zu lassen, da der Busbahnhof in Gori sich auf der anderen Seite der Stadt befindet.
Mit dem Zug nach Gori ab Tiflis
Es gibt mindestens zwei Züge vom Hauptbahnhof in Tiflis (Tbilisi-pass.), die in Gori halten, darunter die Morgenzüge nach Ozurgeti, Kutaisi I und Zugdidi. Die Fahrt dauert zwischen 60 bis 80 Minuten, je nach Zugverbindung. Auf der Webseite der georgischen Bahn findest du die genauen Abfahrtszeiten der Züge.
Der Bahnhof Gori liegt auf der gegenüberliegenden Flussseite im südlichen Teil der Stadt, etwa 30 Gehminuten vom Stalin-Museum entfernt. Ein Taxi sollte 5-6 GEL [€ 1,76 – € 2,11 | Stand 2023] kosten.
Mit dem Zug nach Gori ab Kutaisi
Ab Kutaisi I fährt täglich der High-Speed Train Nr. 17 um 12.25 Uhr ab und sein Ziel ist der Hauptbahnhof in Tiflis (Tbilisi-pass.). Die Fahrzeit von Kutaisi bis Gori beträgt 4 Stunden. Auf der Webseite der georgischen Bahn findest du die genauen Abfahrtszeiten der Züge.
Der Bahnhof Gori liegt auf der gegenüberliegenden Flussseite im südlichen Teil der Stadt, etwa 30 Gehminuten vom Stalin-Museum entfernt. Ein Taxi sollte 5-6 GEL [€ 1,76 – € 2,11 | Stand 2023] kosten.
Mit dem Auto nach Gori
Von Tiflis aus sind es über den neuen Highway 90 Kilometer bis Gori, die du in eineinhalb Stunden bewältigt kannst.
Von Kutaisi sind es mit dem Auto 150 Kilometer bis Gori und für diese solltest du mit zweieinhalb Stunden rechnen.
Eine geführte Stalin Museum Tour ab Tiflis
Eine Möglichkeit gibt es natürlich auch noch. Du kannst eine geführte Tour zum Stalin Museum buchen. Die meisten Touren bieten ab deiner Stadt noch weitere Sehenswürdigkeiten an, die auf dem Weg liegen. 12 Kilometer von Gori liegt zum Beispiel die Höhlenstadt Uplisziche. Buchen kannst du diese Touren sehr oft einfach auf der Straße in Tiflis bei den vielen Autos mit den Bannern, oder einfach vorab im Internet wie z.B. bei GetYourGuide.
- Georgien Reiseroute: Reise 14 Tage durch den Kaukasus
- The Chronicle of Georgia in Tiflis oder Tbilisi’s Stonehenge
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- Die Höhlenstadt Wardsia oder das Höhlenkloster Vardzia
- Uplisziche Höhlenstadt – Die Festung bei Gori am Fluss Kura
- Achalziche – Die Festung Rabati in Süd-Georgien
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- Georgias Diamond Glass Bridge im Naturschutzgebiet Tsalka
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