Bolivien Nord- & Südamerika

Sucre – Dank Streik keine Sehenswürdigkeiten gesehen

Surce liegt von dieser Aussicht so friedlich aus.
Surce liegt von dieser Aussicht so friedlich aus.
geschrieben von Jens

Mein Kurzbesuch in Sucre und die gesammelten Erfahrungen mit einem Streik

Die Sehenswürdigkeiten von Sucre, wie die weißen kolonialen Gebäude, den Parque Bolivar, den Eiffelturm und Triumphbogen wollte ich sehen. Nicht um sonst ist die weiße Stadt im Hochland des Altiplanos schon seit mehr als 30 Jahren Weltkulturerbe der UNESCO und ein Besuch wert.

Aus dem vermeintlichen Traum wurde ein Alptraum

Kein Durchkommen - Sucre im Streikmodus

Kein Durchkommen – Sucre im Streikmodus

In Südamerika wird öfters gestreikt, das bin ich schon gewohnt. Während meiner Weltreise stand ich in Peru mal über einen Tag mit dem Bus in der Wüste. Der Streik artete damals auch aus, aber die Straße wurde dann mal kurzzeitig für den Verkehr freigegeben. In Potosí sagt man mir, dass es bei dem Streik um Gasvorhaben an der Grenze zwischen Sucre und Santa Cruz gehe. Santa Cruz wurden die Gasvorkommen per Gerichtsurteil zugesprochen, was allerdings die Bevölkerung von Sucre nicht akzeptieren wollte. Immerhin hätte ein solches Gasvorkommen wirtschaftliche Vorteile für Sucre bedeutet. Kurzum hat die Bevölkerung zum Streik und der Abriegelung von Sucre aufgerufen.

Der Streik hört morgen auf

Am Abend vor der Busfahrt sagte man uns noch „Der Streik hört morgen auf“ und wir müssten vielleicht eine Barrikade vor der Stadt „umlaufen“ und könnten dann mit dem Taxi bequem in die Stadt fahren. Am Busbahnhof in Potosí fuhren allerdings am nächsten Tag auch nur zwei Firmen bis vor die Tore Sucre´s und das hätte vielleicht schon ein Warnsignal sein können. Mit dem Bus ging es dann mit meinen zwei Reisepartnern nach Sucre, allerdings endete die Fahrt ca. 15 Kilometer vor Surce. Ein paar hundert Meter weiter gab es die erste Straßensperre und bis dahin dachten wir, dass wir dann mit dem Taxi weiterfahren können.

Straßenbarrikade um Straßenbarrikade

Bis zur ersten Straßenbarrikade nahmen wir ein Auto, denn ein Reisepartner war Aufgrund seiner Höhenkrankheit nicht gut zu Fuß und konnte nicht weit laufen. Nach der Straßenbarrikade ging es wieder einige hundert Meter zur nächsten Straßenbarrikade und wir nahmen das nächste Auto als Shuttle. So langsam ging das auch ins Geld, denn die Fahrpreise waren schon sehr hoch.
Nachdem wir dann die zweite Straßenbarrikade hinter uns ließen, liefen wir einen knappen Kilometer an warteten LKW, Bussen und Autos immer weiter und leider ging es auch noch bergauf. Hier wartete die Hauptstraßenbarrikade auf uns und es war schon etwas komisch diese zu überqueren. Jedoch interessierte sich keiner um die paar Backpacker, die dort lang liefen.

Die Qual von Sucre begann

Der Weg in die Innenstadt von Sucre wurde ein qualvoller Weg, denn die nächsten vier Kilometer ging es steil bergauf und das mit vollem Gepäck. Bei über 2800 Höhenmetern merkt man dann schon, dass die Luft dünner wird und wenn dann noch jemand Höhenkrank ist, ist dies auch kein Spaß. Wir nehmen unserem Kranken die Rucksäcke ab, damit wir weiterkommen. Ich nehme alle Tagesrucksäcke und der Dritte im Bunde schnappt sich den Rucksack von ihm und läuft zum Busbahnhof vor, denn mit knapp 30 Kilo muss er mit seiner Geschwindigkeit laufen.
Auf dem Weg durch die Stadt sprechen mich schon andere Touristen an und sagen mir, dass der Busbahnhof geschlossen sei und dort nichts mehr fährt, aber es ist erstmal die einzige Anlaufstelle um aus Sucre wieder raus zu kommen. Irgendwann kann mein Kumpel nicht mehr, ich lasse ihn ca. ein Kilometer vor dem Bahnhof an einem Kiosk zurück, damit er sich ausruhen kann. Er soll mal eine Cola trinken und ich checke die Lage am Bahnhof ab. Vielleicht gibt es kein Entkommen aus Sucre und dann ist er umsonst hochgelaufen zum Busbahnhof.

Am Busbahnhof herrscht das Chaos

Die Straße vor dem Busbahnhof, ein Durchkommen nicht möglich

Die Straße vor dem Busbahnhof, ein Durchkommen nicht möglich

Als ich am Busbahnhof ankomme herrscht das Chaos. Es stehen bestimmt 300 Menschen vor den verschlossenen Toren und irgendwie hat erstmal keiner eine Ahnung oder Informationen. Ich sehe meinen Kumpel, der abgeschafft seine Cola trinkt und bei ein paar anderen Backpackern steht. Hier gibt es ein paar brauchbare Informationen, es gibt keine Busse nach Cochabamba wo wir eigentlich hinwollten. Es sollen ein oder zwei Busse nach Santa Cruz geben, aber dazu müssen die Fahrgäste bis vor die Stadt laufen und sollen per Motorrad zu den Bussen gebracht werden. Santa Cruz ist für uns keine Option, da es genau in der gegenseitigen Richtung unserer Route liegt. Des Weiteren geht es gleich los und unser kranker Kumpel sitzt ja noch irgendwo in Sucre am Kiosk.
Es wird bereits Dunkel und ich überlege mir Variante B, eine Übernachtung in Sucre. Ich bekomme als gute Unterkunft das „Kultur Berlin Hostel“ genannt, dass von einem Deutschen betrieben wird. Er soll auch bei der „Flucht aus Sucre“ behilflich sein, aber dann kommt doch noch der rettende Ausweg in Sicht.

Den rettenden Ausweg gefunden – Ein Fahrer bringt uns raus aus Sucre

Kaum ein Durchkommen, selbst die Motorräder schafften es nicht

Kaum ein Durchkommen, selbst die Motorräder schafften es nicht

Ich frage mich vorsichtig durch die Menge und finde jemanden, der uns noch am selben Abend nach Potosí mit dem Auto zurückfahren würde. Der Preis ist mit 20 Euro pro Person sehr hoch, aber dafür kommen wir hier wieder weg und er trägt auch ein großes Risiko. Denn man muss wissen, wenn sie ihn mit uns irgendwo erwischen, dann wird sein Auto bestimmt nicht mehr gut aussehen. Streikbrecher werden gleich bestraft von den Streikenden und die sind dabei nicht zimperlich. Er will sofort losfahren, aber ich erkläre ihm, dass ich erst noch meinen kranken Kumpel einsammeln muss und dass das eine halbe Stunde mindestens dauert. In der Zeit bekommt das noch eine Tschechin mit, die sofort mitfahren will. Sie erzählt mir, dass sie seit drei Tagen dort versucht ein Fahrer zu finden und nur noch aus Sucre raus will. Zu unserer kleinen Reisegruppe gesellt sich dann noch ein Deutscher, der auch davon Wind bekommen hat. Somit sind wir jetzt fünf Flüchtlinge.
Ich hole mein Kumpel am Kiosk ab und muss ihn antreiben, dass wir unseren Fahrer und Plätze nach Potosí nicht verlieren. Als wir dann alle zum Auto laufen wollen, bekommt das noch ein weiterer Backpacker mit, der mit möchte. Der Fahrer muss leider ablehnen, da sein kleiner Bus das Gewicht einer weiteren Person nicht aushalten würde auf dem Weg.
Der kleine Bus ist dann schon mit uns fünf Backpackern samt Rucksäcken voll und es beginnt eine Irrfahrt durch Sucre.

Das Umgehen der Straßenbarrikade

Die Straßenbarrikaden sehen folgendermaßen aus. Jede Straße wird an jeder Kreuzung durch quergestellte Busse oder 40-Tonner versperrt, so dass man kaum zu Fuß durch kommt. Daher laufen wir schon ein Stück vom Busbahnhof zum Auto. Die Irrfahrt durch Sucre beginnt, denn unser Fahrer muss dauernd neue Sperren umgehen. Irgendwann findet er den einen Feldweg, der aus der Stadt führt. Wir fahren über eine Stunde auf einem Pfad, der nur aus riesigen Steinen besteht und sein kleiner Bus hat alle Mühe diesen unbeschadet zu bestehen. So klein dieser Pfad ist, desto größer ist der Verkehr, denn es gibt einige Fahrzeuge die raus und auch rein wollen.

Zurück in Potosí – Die Reisepläne müssen geändert werden

Mein Nachtbus nach La Paz

Mein Nachtbus nach La Paz

Vier Stunden nach unserem Aufbruch am Busbahnhof in Sucre erreichen wir in Potosí den Plaza 10 de Noviembre und laufen zu unserem Hostel. Dort checken wir für eine Nacht ein und suchen gegen 22.30 Uhr noch etwas Essbares in den Seitenstraßen des Hostels. Leider werden wir nicht fündig und gehen mit hungrigen Mägen ins Bett. Am nächsten Morgen geht es nach dem Frühstück an den Busbahnhof in Potosí um mit dem Bus nach La Paz zu fahren. Wir entscheiden uns gegen Cochabamba, da es jetzt leider zu weit entfernt und nicht mehr auf der Route liegt. Dazu kommt auch, dass wir für unseren Road Trip nur vier Wochen haben. Reisepläne ändern sich halt, aber das bin ich ja gewohnt. Ein Backpacker-Trip hält halt immer Überraschungen bereit.

Der Rummelplatz am Busbahnhof in Potosí

Auf dem Rummelplatz neben dem Busbahnhof in Potosí

Auf dem Rummelplatz neben dem Busbahnhof in Potosí

Die Fahrkarte nach La Paz ist schnell gekauft und jetzt heißt es noch ein paar Stunden warten. Der Busbahnhof in Potosí ist jetzt nicht gerade ein Schönheit in Punkto Komfort, aber er hat eine kleine Aktration direkt daneben. Es sind nur ein paar Meter zum Rummelplatz und dieser ist auch gut gefüllt. Ob der Rummelplatz das ganze Jahr dort ist, oder ich einfach nur Glück hatte zur rechten Zeit dort zu sein weiß ich leider nicht. Ich hatte aber das Gefühl, dass der Rummelplatz dort ständig ist.
Das Schlendern über den Rummelplatz, das Beobachten der Bolivianer verkürzt die Wartezeit bis zur Abfahrt des Busses. Dazu gibt es leckere kandierte oder mit Schokolade überzogene Früchte und tolle Fotomotive. Solltest du mal auf deinen Bus in Potosí warten, dann schau mal auf dem Rummelplatz vorbei, es lohnt sich.

Sucre, deine Sehenswürdigkeiten müssen warten

Dank der Streiksituation habe ich keine Fotos von der Stadt gemacht. Ich habe insgesamt nur vier Bilder geschossen, denn irgendwie war das Laufen mit den Rucksäcken recht anstrengend und ob es so gut ist Streikposten zu fotografieren… ich weiß es nicht.
Von den Sehenswürdigkeiten in Sucre habe ich nichts gesehen, scheinbar muss ich dann noch einmal nach Bolivien reisen. Also werde ich das nächste Mal das gut erhaltene koloniale Gebäude, die im Schachbrettmuster angelegten Straßen besuchen. Entspannung such ich dann in der Zukunft im Parque Bolivar und denke dann bei einem Eis an den „Alptraumbesuch“ und dem Streik von diesem Jahr. Der Oberster Gerichtshof wird dann bestimmt auch noch da sein, denn das neoklassizistische Gebäude neben dem Parque Bolivar soll auch sehenswert sein. Bei dem zukünftigen Streifzug geht es dann noch zum Springbrunnen „Fuente del Bicentenario“.

Eiffelturm und Triumphbogen von Sucre

Was mich persönlich wirklich interessiert hätte, wäre der Besuch des Eiffelturm und Triumphbogen im Parque Bolivar. Der Eiffelturm von Sucre sieht zwar nicht so aus wie der in Paris und ist wesentlich kleiner. Am 25. Mai 1909 wurde der Eiffelturm von Sucre eröffnet und wurde natürlich von Gustav Eifel entworfen. Der zweistöckige Turm wurde aus dem übriggebliebenen Material, des Pariser Eiffelturm, gebaut. Heute kann man den Eifelturm über eine Wendeltreppe besteigen und ihn als Aussichtsturm nutzen. Von dort hat man einen guten Überblick über den Parque Bolivar, aber den bekomme ich erst beim nächsten Besuch.

Hast du schon einmal einen Streik in Bolivien oder Südamerika erlebt

Wie sind deine Erfahrungen mit einem Streik in Bolivien oder Südamerika? Gestreikt wird ja ziemlich oft und auch oft wegen Kleinigkeiten. Ich hatte Glück, dass ich nie in eine brenzlige Situation kam, oder ich mich unsicher fühlte. Daher würde es mich interessieren wie deine Erfahrungen mit Streiks waren! Ich würde mich freuen deine Erfahrungen kennenzulernen und ein Kommentar zu lesen.

 

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Über den Autor

Jens

Hallo ich bin Jens, Weltreisender, Entdecker und auch Blogger. Ich blogge aus Leidenschaft und mein Wunsch ist es dich zu inspirieren auf Reisen zu gehen. Seit 2004 reise ich mit dem Rucksack um die Welt und das wenn möglich im Budget Bereich. Reisen muss nicht teuer sein und Abenteuer erlebt man nicht im Hotel auf der Couch. Meine Blog Artikel entstehen nach einer Reise, ich möchte diese mit meinen Erfahrungen füllen und dir dazu noch viele Tipps und nützliche Informationen dazu geben. Übrigens, kannst du dir vorstellen, dass in einem normalen Blog Artikel bis zu 10 Arbeitsstunden stecken. Authentizität ist mir wichtig und ist der Reise Blog werbefrei und soll auch in Zukunft bleiben.

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