4-Tages Wanderung im Torres del Paine Nationalpark
Da 80% meines Rucksackinhaltes aufs Wandern und den Aufenthalt in der Natur ausgerichtet sind, freue ich mich sehr, als wir in Santiago aufbrechen und uns auf den Weg in den Süden des Landes machen. Endlich wird dem Ruf des Berges gefolgt! Die erste Station der Patagonienreise kannst du dir nach der Überschrift sicher denken: Torres del Paine Nationalpark!! Was der ganze Spass gekostet hat, findest du als Auflistung am Ende des Artikels.
Wandern mit Rucksack
Für mich waren das die ersten Wanderungen, die ich mit einem Reiserucksack auf dem Rücken gemacht habe. Und die Strecken sollten nicht gerade locker werden, da wir fast den ganzen Trekk mit einer Übernachtung weniger als minimal empfohlen durchpowern wollen. Ich bin aber ganz optimistisch, dass ich das gut hinkriegen werde.
Es gibt in diesem Nationalpark 2 gängige Routen, die von den Besuchern bewandert werden. Der O-Trekk führt einmal um die Berggruppe herum und ist nur mit Zelt zu belaufen, da sich auf dem hinteren Teil der Strecke nur Campingplätze befinden. Die bekanntere Wanderung ist der W-Trekk, der mit Refugios (vergleichbar mit Jugendherbergen) eine weitere Option der Übernachtung bietet.
Und so sind wir den W-Trek gelaufen
Tag 1 – Torres del Paine Nationalpark
Mit dem Bus von Puerto Natales kommend, hüpfen wir am Parkeingang Laguna Armaga fürs Bezahlen und über Parkregeln informieren lassen aus dem Bus und fahren kurz darauf weiter nach Pudeto. Von dort geht es vor spektakulärer Kulisse über den im Sonnenlicht türkisstrahlenden See mit dem Boot zur Refugio Paine Grande. Der Anreisetag ist auch gleichzeitig schon der erste Wandertag. Die Strecke ist mit 13 km bis um Gletscher Grey ein guter Einstieg, um sich an das Gewicht zu gewöhnen. Der erste Blick auf den Gletscher ist überwältigend. Der Eindruck wird noch verstärkt, als wir beim Sonnenuntergang am zur Gletscherkante nächsten Aussichtspunkt sitzen und diese Eismasse auf uns wirken lassen.
Tag 2 – Torres del Paine Nationalpark
Am nächsten Tag geht es die gleiche Strecke zurueck. Die Regenankündigungen im Nacken schlagen wir schon mittags an der Refugio Paine Grande auf und genießen den restlichen Tag die Sonnenstrahlen, die sich gegen die Regenwolke erfolgreich durchgesetzt haben. Da der nächste Tag mit 27 km eine Herausforderung wird, sind wir für die ausgedehnte Pause ganz froh.
Tag 3 – Torres del Paine Nationalpark
Wie schon kurz erwähnt, versuchen wir die Wanderung mit nur 3 anstatt 4 Übernachtungen zu bewältigen. Leider müssen deswegen Abstriche bei der Route gemacht werden. Wir haben uns dafür entschieden, das French Valley auszulassen (der Panoramablick von inmitten der Bergrücken ist leider nur bei klarer Sicht wirklich schön und das ist uns zu der Jahreszeit ein zu hohes Risiko…). Um wenigstens einen kleinen Blick in das Tal mit den umliegenden Bergen zu erhaschen, starten Papa und Bruder Martin und ich schon um 6 Uhr in der Dunkelheit, um den ersten Mirador des Tals doch noch mitzunehmen. Der Sternenhimmel ist der absolute Wahnsinn und ich sehe das erste Mal die MilchStraße!! Wenigstens unsere Rucksäcke können wir vor dem kurzen aber steilen Anstieg zum Mirador am Campingplatz Italiano ablegen. Der Blick ins Tal ist leider sehr wolkenverhangen, allerdings überzeugt der Blick auf die Ebene mit See in unserem Rücken. Auch das wiederholte Knacken und Knirschen des Gletschers, der sich in der Nähe des Miradors befindet, und sich immer mal wieder von ein wenig Eis trennt, was dann tosend abbricht, ist ein gewaltiger Anblick! Zurück am Campingplatz laufen wir noch 2 Stunden zu einem weiteren Refugio, wo wir endlich Mittagspause machen. Zu diesem Zeitpunkt sind wir schon 6 Stunden unterwegs und es liegen noch 4,5 weitere vor uns….1 Stunde vor Zielankunft dann das Tageshighlight, was meine Schmerzen kurzzeitig in Luft auflöst: Direkt neben dem Weg liegt ein Puma!! Das Kätzchen ist doch erstaunlich groß und der Rücken geht mir sicher bis zur Oberschenkelmitte (und ganz so klein bin ich jetzt auch nicht…). Er lässt sich von uns nicht aus der Ruhe bringen und trottet gemütlich den Weg in die Richtung entlang, wo wir herkamen. Die Gelegenheit lasse ich mir nicht nehmen und schleiche mit Kamera hinterher, natürlich mit respektvollen Abstand. Ein kurzer Blickkontakt, dann verschwindet er komplett ins Gebüsch. Minimale Überdosis an Adrenalin!
Als wir endlich ankommen brennen meine Füße so sehr, dass sogar die ersehnte Dusche noch kurz warten muss, weil ich nicht mehr stehen kann. Laut meinem Iphone Schrittzähler habe ich nach Zielerreichung 48.300 Schritte gemacht. Ich bin mir sicher das ist meine persönliche Bestleistung!
Tag 4 – Torres del Paine Nationalpark
Das große Finale mit den Torresspitzen haben wir uns für den letzten Tag aufgehoben. Mit der Busabfahrtszeit im Nacken müssen wir ein weiteres Mal in der Dunkelheit loslaufen. Die 800 Höhenmeter lassen mich an meine Grenzen gehen. Meine Füße haben sich von der gestrigen Wanderung noch nicht erholt und schmerzen tierisch. Aber das Leid lohnt sich. Der Weg führt zum größten Teil durch einen Wald, dessen Blätter in allen üblichen Herbstschattierungen wunderbar verfärbt sind. Der Weg war also schon ganz nett, aber als wir über die Kuppe laufen und die 3 Torres Spitzen vor uns in die Höhe ragen, bin sogar ich mal sprachlos. Von der Morgensonne angestrahlt stehen sie in einem unglaublich Kontrast zum tiefblauen Himmel. Ich bin überwältigt von den eindrucksvollen Felsformationen und der Wildheit der Natur. Ich hab hab mich schon vor Antritt der Reise aufs Wandern gefreut und so auch meine Reise geplant, aber jetzt bin auch ich hoffnungslos der Wanderbegeisterung verfallen. Lange können wir leider nicht bleiben, weil uns bei den Minusgraden fast die Finger abfrieren. Nach 7 Stunden kommen wir wieder unten an und steigen mit vielen Endorphinen in den Bus, der uns zurueck nach Puerto Natales bringt.
So kommst du von Santiago zum Torres National Park
Wegen dem nahenden Winter und den damit veränderten Wetterbedingungen startet unsere Patagonienreise in Chile. Natürlich kann man diese auch von der argentinischen Seite aus beginnen.
Für eine mehrtaegige Busfahrt in den Süden des insgesamt 4200 km langen Chiles ist einfach keine Zeit, weshalb es für uns mit dem Flugzeug nach Punta Arenas geht. Mit etwas Glück kannst du hier schon einen ersten Blick auf das riesige südpatagonische Eisfeld erhaschen, das eine imposante Länge von 350 km besitzt. Mit noch mehr Glück siehst du vielleicht sogar einige bekannte Bergrücken oder Gletscher. So haben wir im Nachhinein an meinen Fotos feststellen können, dass wir unter anderem über den bekannten Perito Moreno Gletscher geflogen sind, den wir zu einem späteren Zeitpunkt unserer Reise noch von nah sehen werden. Von Punta Arenas geht es in 3,5 h mit dem Bus nach Puerto Natales, wo wir die Nacht verbringen und unsere Rucksäcke ein wenig erleichtern. Wir können in der Unterkunft die Sachen lassen, die für für die 4 Tage nicht brauchen. Am nächsten Morgen geht es dann noch die letzten 2 h per Bus in den Nationalpark.
Mit diesen Kosten kannst du rechnen
Da wir nicht gezeltet haben und auch Vollverpflegung hatten, sind die Preise entsprechend hoch. Mit Zelt und Selbstverpflegung kann also noch einiges an Geld gespart werden. Weitere Infos zu verschiedenen Preisen findest du jeweils auf den zugehoerigen Websites.
Busfahrten
Punta Arenas – Puerto Natales 7.000 CP (ca. 10 €)
Puerto Natales – Torres Nationalpark 13.000 CP (ca. 18 € inkl. Rueckweg)
Boot 18.000 CP (ca. 25 €)
Shuttle zum Bus 3.000 CP (ca. 4 €)
Eintrittspreis Nationalpark 21.000 CP (ca. 30 €)
Refugios (Preis für 1 Nacht inkl. Vollverpflegung)
Grey Bett mit Decke 76.000 CP (ca. 107 €)
Paine Grande Bett ohne Decke 60.500 CP (ca. 85 €)
Torre Norte Bett mit Decke 80.500 CP (ca. 113 €)
Die verschiedenen Unterkünfte im Nationalpark werden von 2 Betreibern angeboten. Hier findest du alle Infos zu den Refugios und Campingplätzen des westlichen Teils des Parks. Und hier alles wissenswerte zum östlichen Teil.
Hier noch ein paar Fotoimpressionen der Tour
Die 4 Tage haben meine Erwartungen vollkommen übertroffen und ich bin der wunderschoenen Natur Patagoniens verfallen. Hier gibt es noch so viel mehr zu sehen. Schade, dass die Zeit nur für ein paar Tage gereicht hat. Ich würde dir empfehlen, auf jeden Fall die 4 Übernachtugen oder sogar 5 (dann ist es entspannter) einzuplanen, wenn es deine Reisezeit zulässt. Zum Glück haben wir noch mehr Natur geplant. Als nächstes geht es zu einem noch größeren Gletscher und Wanderungen rund um die Fitz Roy Gruppe stehen an. Da kannst du dich also schonmal drauf freuen.
Let’s travel!
Wer bin ich überhaupt und was ist bis jetzt passiert?
Auch Jens war schonmal da unten unterwegs. Kennst du seine Berichte schon?
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