Hallo und willkommen zurück – das war jetzt eher an mich und meine Beiträge gerichtet… Ich weiß, ich weiß, ist schon was länger her seit meinem letzten Lebenszeichen. Während meiner finalen Reisewochen war ich ziemlich beschäftigt und habe das Bloggen erstmal aufgeschoben. Trotz fehlender Berichterstattung reisten wir nach El Calafate selbstverständlich noch weiter. Nach den bekannten Touristenattraktionen Torres del Paine und El Chalten sind wir von der „normalen“ Patagonien-Route abgekommen und auf der Halbinsel Valdés gelandet, und zwar aus einem ganz bestimmten Grund – wir wollten Wale sehen!
Noch nie davon gehört, was willst du da?
Durch Zufall bin ich in meiner Reisevorbereitung auf Berichte über ein Naturschauspiel gestoßen, das ich nicht verpassen konnte. Einmal im Jahr kann eine Orkagruppe vor der Küste der Halbinsel beobachtet werden, die mit einer einzigartigen Technik Seelöwenbabys jagen. Durch absichtliches Stranden versuchen die Killer-Wale die Kleinen in der Brandung in Ufernähe zu erwischen, die dort nichtsahnend herumtollen. Weltweit kann dieses Verhalten nur auf dieser Halbinsel zwischen Ende Februar und Mitte April (zur Seelöwenjungtierzeit) beobachtet werden! Und wir wären genau dann in der Gegend! Natürlich wussten wir, dass für die Orkasichtung nicht nur die Jahreszeit wichtig ist, sondern auch weitere Bedingungen und eine große Portion Glück dazugehören. Ich kann nicht genau sagen, ob es an meiner Überzeugungskraft, Sturheit oder meinem Enthusiasmus lag, dass meine Eltern mit ihren wertvollen 3 kurzen Urlaubswochen den 3 Orka-Beobachtungs-Tagen (wenn überhaupt versteht sich!) zugestimmt haben, aber sie haben sich drauf eingelassen.
Kurzer Zwischengedanke: Wie viel Glück habe ich eigentlich mit meinen Eltern, dass sie mit uns 3 Wochen Backpacking durch Südamerika machen!?
Haben wir denn jetzt Killer-Wale gesehen oder nicht?!
Schon Tage vorher verfolgten wir gespannt die Facebook-Seite der Ranger Station und waren guter Dinge, als regelmäßig Orkas am Punta Norte in Aktion gesehen wurden. Unsere Vorahnung, dass man als Normalsterbliche nicht mehr ganz nah an das Schauspiel herankommt, hat sich leider bestätigt. Seitdem die Insel zum UNESCO-Welterbe gehört, darf man nur noch mit offiziellen Genehmigungen näher heran… Die bekommt man selbstverständlich nur lange im Voraus, unter strengen Auflagen und mit Nachweisen, dass man mehr oder weniger ein Profi-Fotograf ist. Ist jetzt nicht so zutreffend im Fall Familie Martin.
Jetzt hab ich dich aber genug auf die Folter gespannt. Leider haben wir in den 3 ganzen Tagen, die wir zur Orkasichtung zur Verfügung hatten, kein Glück. Die Truppe hat sich nicht blicken lassen. Nicht mal eine Flosse haben wir in der Ferne gesehen.
Was haben wir denn dann eigentlich 3 Tage lang auf der Insel gemacht?
Erstmal muss an dieser Stelle gesagt werden, dass wir nach den 3 Tagen ohne Wale eigentlich hätten enttäuscht sein und mit einem Gefühl, dass wir die sowieso schon knappe Zeit verschwendet haben, weiter reisen müssten. Dies war aber nicht der Fall! Für uns 3 waren diese Tage überraschend interessant und besonders lehrreich! (Wir waren übrigens nur noch drei, da sich Bruderherz in El Calafate von uns verabschieden musste – die Schule hat gerufen).
Wer mich kennt, weiß, dass ich nicht 3 Tage irgendwo rumsitzen und mit niemandem ins Gespräch kommen kann. So haben wir uns sehr gut mit den Rangern und Angestellten der Forschungsstation unterhalten und viele spannende Fakten über die Orkas, Seelöwen und restlichen Inselbewohner erfahren. Außerdem lernten wir in der Wartezeit eine Truppe Profi Fotografen und ein Film-Team aus Brasilien kennen, die sich über meine vergleichsweise kleine Kamera amüsierten und (wahrscheinlich aus Mitleid) ihr umfangreichen Fotografie Wissen mit mir teilten.
Klingt trotzdem eher langweilig, gibt’s da nichts sonst zu sehen?
Aber hallo! Besonders unterhaltsam sind in erster Linie natürlich die Seelöwen mit ihren Babys, die im Wasser spielen, über den Sand wackeln als hätten sie vergessen, dass sie schwimmen können und sich die Sonne auf die Flossen scheinen lassen. Je nach Glück liegen an einer anderen Ecke der Insel noch ein paar Seeelefanten-Jungtiere, die als Meister des Nichts-tuns ihre Zuschauer köstlich amüsieren. Ein ungewöhnliches Bild bieten auch die Pinguine, die im Grünen liegend den Stereotyp Happy Feet ein wenig umwerfen. Was für fotogene Tiere! Ein weiterer Zeitgenosse hat uns die Warterei am Orkasichtungsort durchaus angenehm gestaltet. Längst an den Menschen und damit regelmäßige Leckerbissen gewöhnt, wackelt das Gürteltier bis in meinen Rucksack und lässt sich von uns gar nicht aus der Ruhe bringen. Die viele Fahrerei über unbefestigte Straßen ohne nennenswerte Aussicht wird durch willkürlich kreuzende Guanacos (Verwandte der Lamas) doch zum Abenteuer. Die Zahlreiche Vögel, Wüstenfüchse und viele Schafe runden die Fauna der Insel ab. Wegen der kargen Vegetation waren wir überrascht, wie vielfältig das Leben hier doch ist. Die eindrucksvollste Erinnerung ist und bleibt die große Bereicherung durch unsere neuen Begegnungen.
So kommst du zur Halbinsel
Um von El Calafate zur Halbinsel Valdes zu kommen, hast du zwei Möglichkeiten. Die deutlich billigere und natürlich zeitaufwendigere Variante ist eine Busfahrt, die über 24 h Stunden dauert und somit für uns nicht in Frage kam (deshalb kann ich dazu auch keine weiteren Infos geben). Wir haben uns für das Flugzeug entschieden, dass allerdings nicht jeden Tag direkt zur Halbinsel fliegt. Wie hätte es anderes sein sollen, wir haben selbstverständlich den ungünstigen Tag erwischt und mussten mit Umstieg in Ushuaia und Buenos Aires inklusive Airline-Wechsel einen ganzen Reisetag einplanen. Da der nächstliegende Flughafen in Trelew (ca. 2 Stunden von Valdes entfernt) liegt und auch auf der Insel ein Auto von Vorteil ist, lag ein Mietwagen nahe.
Hier noch ein paar Fotoimpressionen
Von Eisbergen und Gletschern zu trockenen Büschen und hügelloser Landschaft, reisen wir jetzt in eine komplett andere Vegetation. Du kannst dich auf Dschungel, imposante Wassermassen, Insekten und aufdringliche Nasenbären freuen :) Es geht zu den Iguazu-Wasserfällen!
Warst du schonmal auf der Halbinsel Valdes oder hast du schonmal woanders Orkas in freier Wildbahn gesehen? Dann würde ich mich über einen Kommentar über deine Erfahrungen sehr freuen.
Wer bin ich überhaupt und was ist bis jetzt auf meiner Reise passiert?
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Auch Jens war schonmal da unten unterwegs. Kennst du seine Berichte schon?
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